Vor einiger Zeit bekam ich ein Armband auf meinen Werktisch im Gepäck eine Geschichte wie man sie nur ganz ganz selten erlebt.
Manchmal trifft man Menschen im Leben die bewegen einen, egal ob es eine flüchtige Begegnung war oder ein Wiedersehen. Man hat das Gefühl, daß man sich schon ewig kennt.
Eines Tages bekam ich eine Mail, eine Geschichte, eine Gänsehaut.
Liebe Claudia ich hoffe du verzeihst mir das ich Einen kleinen Teil deiner Mail veröffentliche aber bis heute bewegt mich diese Geschichte.
"Wir waren letzten Sommer in Nordindien unterwegs, in Zanskar, einem
Gebiet, das nur wenige Monate im Jahr zugänglich ist... ein ehemaliges
Königreich, buddhistisch, abseits von Tourismus und westlichen
Einflüssen, in einer Ursprünglichkeit wie bei uns vor geschätzt 150
Jahren.
In einem buddhistischen Kloster durften wir bei einer "Versteigerung"
zuschauen, an der sonst nur Mönche teilgenommen habe (ich hänge Ihnen
ein Foto als kleinen Eindruck dazu an...). Diese "Versteigerungen"
finden statt, wenn im Dorf jemand gestorben ist. Die Hinterbliebenen
richten eine Metallkiste mit persönlichen Gegenständen des Toten - die
dann unter den Mönchen versteigert werden und der Erlös kommt dem
Kloster zugute. Da ich natürlich die einzige Frau dort war und die
Sachen einer Frau versteigert wurden, gaben die Mönche mir für ein paar
Groschen den Armreif. Ich hänge Ihnen auch ein Foto an. Zwar habe ich
die Tote nicht gekannt (ich weiß nur, dass es eine sehr sehr alte Frau
war... und auch am Armreif und den Steinen sieht man die Spuren von
vielen Jahren), dennoch verbinde ich mit dem Armreif eine schöne
Erinnerung an diesen Moment und diese Reise. Leider ist der Armreif an
einer Stelle fast durchgebrochen und ich traue mich nicht, ihn zu
tragen, da er sonst womöglich ganz durchbrechen würde.Ich trug ihn auf der weiteren Reise dann zu einem Goldschmied, aber der hatte kein Interesse an einer Reparatur und so liegt er nun bei mir zu hause. Meine Idee bzw. vielmehr meine Bitte an Sie: Wenn Sie eine ruhige Minute haben (dies eilt wirklich nicht!!!), vielleicht haben Sie Lust, Ihrer wunderbaren Kreativität freien Lauf zu lassen. Ich würde Ihnen den Armreif gerne schicken und Sie dürfen den Anfang einer neuen Geschichte schreiben."
Und wie ich das wollte, die Idee ein Goldschmied in Indien hat vor mehr als hundert Jahren das gleiche Material mit fast identischem Werkzeug bearbeitet und ein Schmuckstück daraus gemacht.... Allein dieser Gedanke ist für mich unfassbar cool, unglaublich, spannend. alles auf einmal.
Und ja ich wollte die Geschichte weiterschreiben meine heimliche Unterschrift setzen und dem Goldschmied Ehre tragen der damals großartige Arbeit und Leidenschaft in dieses Stück gesteckt hat. Ich hatte große Lust eine Frau glücklich zu wissen die ich nur einmal getroffen habe und die mich bewegt und mir allein durch ihr Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten einen so großen Glücksbonus gewährt hat.
Ich habe ein Medaillen und ein Ring hergestellt. Den Armreif, bis auf einen kleinen Stein komplett verarbeitet und eine alte Geschichte weitergeschrieben.
Ich hoffe nun sehr das du liebe Claudia das Medallion und der Ring gerne und viel trägst, das es zu dir gehören möge wie der Armreif zu der alten Frau . und das wir und nochmal Treffen, vielleicht auf einen Kaffee?
Als ich den Armreif das erste mal erhitzt habe hat die Werkstatt ganz wunderbar nach Indien, Patschuli und alten Gewürzen die in den Ritzen und Fugen der Ornamente festsaßen geduftet.
Diesen Auftrag werde ich niemals vergessen und wiedereinmal begleitet mich die Gewissheit das es für mich die Leidenschaft und die Liebe zu den Dingen ist die mich heute glücklich durch den Tag gehen lässt.