Donnerstag, 31. Dezember 2020

Sturm ohne Sturm - Weitsicht ohne Rückblick



Nachdem ich in den letzten Tagen so viele Jahresrückblicke gelesen habe, die das letzte Jahr in Würde und Dankbarkeit verabschieden, traue ich mich fast gar nicht meinen Senf auch noch dazu zu geben.  Wir alle haben wohl vom Jahr 2020 etwas gänzlich anderes erwartet - soviel steht fest. Der Auftakt in die goldenen Zwanziger sollte es sein. Der Beginn eines neuen goldenen Jahrzehnts. 

Pustekuchen. Aus die Maus und zack war das Jahr 2020 weder golden noch fein, sondern rund heraus anstrengend. 

Ich will hier jetzt auch keine Aufzählung der Dinge schreiben, die dieses Jahr anstrengend und mehr als nervenaufreibend waren. 

Am schrecklichsten so viel sei gesagt, war und ist die Schließung der Insel. Keine Menschen und die wenigen zu wenig um das wir so miteinander leben können. Das System hier, so ausgerichtet seit Jahrzehnten, dass wir alle zu 100 Prozent vom Tourismus leben. 

Wir sind das leise Disneyland des Nordens und es macht mehr als Angst. Da kannst du den schönsten Beruf der Welt haben, wenn du aber  plötzlich am abgeschiedensten Ort der Welt wohnst dann ist das ganz egal.  

Trotzdem haben ich es nicht bereut, den Umzug nach Langeoog. Zu keiner Zeit. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt die Angst in Schach zu halten. 

Der Sommer war dann Urlaub für so viele Menschen. So viele Gäste... Kaltstart.  Gäste und liebe Worte aber auch Stress und Angst.  Es ist nunmal so, Menschen brauchen Menschen. 

Ich habe mich über jedes Gespräch gefreut. Bin über jeden Auftrag so glücklich und dankbar gewesen (ok einen habe ich abgelehnt aus Gründen!!! und das hat mir meine erste und einzige negative Google Bewertung ever gebracht... darauf bin ich fast stolz.) 

Valentin, mein Sohn hat den Sommer hier auf Langeoog verbracht. Freunde waren hier... Es war fast normal. Ich habe bis heute jedes Mal meine Maske im Supermarkt vergessen und musste zurück eine holen. Auch eine Art von Coronanormalität. 

Die Saison ging vorbei, kostete Kraft und irgendwie waren alle Worte verbraucht. Oktober - und das ist dann hier immer die Zeit für neue Projekte. 

Nächstes Jahr läuft mein Pachtvertrag in der Goldschmiede aus. Ich habe zwar damals den Laden, den alten Namen, und vor allem den Lebenstraum gekauft aber der Laden ist eine Pachtimmobilie. 

Es stand schon länger als Idee im Raum, Backstube und Goldschmiede an einem Ort zu vereinen. Kaffee, Kuchen und Schmuck, Brot und Gold.  Wir wollten warten, bis es sich gut und richtig und sicher anfühlt.  Das große Ganze sozusagen. In die gleiche Richtung blicken.  Hab ich schon mal versucht und ist furchtbar schief gegangen. 

Ich war vorsichtig, doch nun ist der Zeitpunkt gekommen.  Es fühlt sich richtig an.  Damals schieb ich ich bin gekommen um zu bleiben. Heute würde ich direkt Wir schreiben. 

Sensible Feinheiten. Gut durchdachte Fäden die sich zu einem neuen roten Faden und einem festen Tau zusammenspinnen. Zusammenzuwohnen ist das Eine, zusammen arbeiten das Andere.  Wir bauen um, gemeinsam... das Atelier für Brot und Gold wird ein Zuhause. Die Backstube am Schniederdamm wird um ein Goldschmiedeatelier reicher und die Goldschmiede um einen Ort an dem es nach frischem Brot duftet und nach Kaffee. An dem es Platz hat für Frühstücksgäste sowie Brautpaare, Kinder, Neugierige, und gute Menschen.  

Nicht allein sein als Selbstständiger mit Fragen, Sorgen und Entscheidungen. Auch wenn ich mich für einen kreativen und motivierten und nicht müde werdenden Menschen halte so gibt es millionen Dinge als Selbständiger, die bringen mich organisatorisch um den Verstand. 

Schon allein das ist eine gute Entscheidung die weit über das Jahr 2020 hinausreicht. 

Aus diesem Jahr mit so einem Ausblick zu gehen fühlt sich also besser an als sich im Rückblick zu verlieren. 

Ein Ausblick fühlt sich für mich viel formbarer und schöner an. Zuversicht voraus!  Mut voran und dem Glück die Hand reichen. Und damit meine ich wie schon oft geschrieben und immerwieder gepredigt das kleine Glück sowie das Große. 

Macht Pläne, tanzt zum Frühstück ganz egal ob dem Nachbarn die Musik zu laut ist. Freut euch auf den Frühling und darauf das wir bald wieder kurz Hosen und Röcke tragen können. Ach tragt einfach auch jetzt kurze Röcke, ok vielleicht mit ner Strumpfhose drunter aber egal.  

Tut im kleinen was euch gut tut. Damit meine ich nicht das wir Oma, Opa, zehn Freunde und die Nichte vom Patenonkel zu uns nachhause einladen sollen.  Ich meine auch nicht das Zuversicht Rücksichtslos sein soll, sondern lebensfroh und mutig. 

2021 hat es verdient das wir es mögen. Trotz Corona oder gerade wegen.  Ich möchte zuversichtlich sein. und mit diesem Zitat von Rilke wünsche ich euch das Allerbeste. 

Bleibt gesund und munter war noch nie so ehrlich gemeint.  

Alles Liebe Martina 


"Wenn die Sehnsucht größer als die Angst ist, wird Mut geboren. Ohne Sehnsucht machen wir uns nicht auf den Weg." --Rilke--

1 Kommentar:

  1. Verena, Hannah & Jens31. Dezember 2020 um 12:00

    Zuversicht voraus! Wie schön und sorgsam ausgewählte Worte. Es ist fast so, als ob die Feinheiten aus Deinem täglichen Umgang mit edlen Materialien und auch der Liebe zum Detail aus Dir herausfließen. Auch wir sehen die guten Tage aus dem auslaufenden Jahr und freuen uns auf das kommende, dass wir mit unserem Tun und Handeln beeinflussen.
    Für die Zukunft wünschen wir Euch das Beste und weiterhin die Kreativität, den Tatendrang, den Mut und damit auch die Zuversicht das nächste Kapitel aufzuschlagen.

    Mit Vorfreude auf das Neue und natürlich auf die Entdeckung des Ateliers für Brot und Gold ... und natürlich schon jetzt auf den nächsten Besuch auf der Insel fürs Leben, wünschen Euch einen tollen Start!

    Verena, Hannah und Jens

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